Wohnen im Sonnengarten

Der Entwurf einer Verdichtung aus dem Jahr 2005 für einem sehr großen Blockinnenbereich hatte seine Tücken. Die südlichen Anwohner torpedierten den an mich herangetragenen Wunsch der nördlichen, ihre Grundstücke bebaubar und so verkaufbar zu machen. Die Grundstücke hatten immerhin Größen von rund 1.800 m² – groß genug für eine Teilung. Das Grundstück zur Erschließung wurde seit Jahren von der Stadt vorgehalten. Dabei war die vorgeschlagene Lösung so einfach: im Süden Gärten, im Norden maßvolle Bebauung mit Solarhäusern. In diesem Fall hielt ich das für besser als weitere Landschaft mit Einfamilienhäusern zu zerstören.

Der Plan ist genordet.

Die Entwurfsidee waren lange, schmale Häuser, deren Längsseite zur Sonne orientiert ist und deren Dachflächen komplett für Solarenergie ausgegelegt werden. Im Erdgeschoss sollten sich auf der einen Seite die üblichen Garagen befinden. Auf der anderen Hausseite sollten sich die Erdgeschosse bis zur Grundstückgrenze erweitern (hellgrau dargestellt).

Schmale, giebelständige Häuser vs. traufständige Doppelhaushälften

Die öffentliche Erschließung sollte nach landschaftsökologischen Maßstäben gestaltet werden, mit offener Regenentwässerung als „Bach“ für die Kinder in Gummistiefeln. Auch die Lage und Wahl der im Entwurf dargestellten Bäume sind kein Zufall. So sollte um den zentralen Baum im „T“ der Zuwegung eine ringförmige Bank stehen. Es braucht nicht viel, um aus einer Freifläche Außemraum zu schaffen für Nachbarschaft. Verwirklicht wurde dies nicht.

Beauungsplan und gebautes Resultat nach 15 Jahren:

 

 

Was ist für einen Bauantrag notwendig?

In dem Fall sind es schnell einmal 50 bis 70 Mal mit dem Architektenkammerstempel zu stempeln und ebenso viele Unterschriften zu leisten.

Aber zurück zur Frage. Die Antwort auf diese Frage hängt vom Bauvorhaben ab. Bleiben wir hier beim privaten Wohnbau. Für die Änderung oder den Neubau eines Einfamilienhauses sind in der Regel die folgenden Unterlagen mindestens nötig:

  • amtlicher Lageplan (durch einen öffentlich bestellten Vermessungsingenieur)
  • Berechnung des Maßes der baulichen Nutzung (durch öffentlich bestellten Vermessungsingenieur)
  • begalubigter Auszug aus der Liegenschaftskarte (bei Vorhaben gemäß § 34 und 35 Baugesetzbuch *) )
  • Auszug aus der Deutschen Grundkarte (bei Vorhaben gemäß § 34 und 35 Baugesetzbuch *) )
  • Bauzeichnungen im Maßstab 1:100 (durch einen bauvorlageberechtigten Entwurfsverfasser = Architekten)
  • Baubeschreibung (dito)
  • Berechnung des umbauten Raumes (dito)
  • Erhebungsbogen für die Baustatistik (durch den Bauherren, tatsächlich durch den Architekten)

*) Vereinfacht gesagt: „Dann, wenn es keinen Bebauungsplan für das Planungsgrundstück gibt.“

Da zur Genehmigung des Bauvorhabens die Erschließung, d.h. die Ver- und Entsorgung mit Strom, Wasser, ggf. Gas, Telekom, gesichert sein muss, sind auch hier Anträge zu stellen. Dies geschieht durch Fachingenieure (Entwässerung) und den Bauherrn (mit Unterstützung durch den Architekten).

Spätestens bis Baubeginn kommen hinzu:

  • Nachweis der Standsicherheit (durch einen Tragwegsplaner, Statiker)
  • Nachweis des Wärmeschutzes (durch einen Sachverständigen für Wärmeschutz)

Das alles gilt unter anderem auch, wenn es sich nur um den Anbau eines einzelnen Raumes handelt oder die Änderung eines Speichers in Wohnräume, also bei einer Nutzungsänderung.

Dazu kommen häufig, auch bei sorgfältigster Arbeit, Nachforderungen der beteiligten Ämter oder, teils aufwändige, Erläuterungen des Entwurfs. Ein Schelm, der Böses dabei denkt.

Eine Anekdote aus dem Alltag: Neubau einer Doppelgarage mit Solaranlage

 

Warum Holzbau?

Nun, da gibt es viele gute Gründe. Lassen Sie mich hier einen, wie ich meine, überzeugenden nennen: Der Holzbau ist trockenes Bauen, auch im Winter. Schauen Sie sich das Bild des Rohbaus aus Kalksandsteinwänden aus dem Dezember an. Man kann gut die starke Durchfeuchtung erkennen. Das gilt besonders für die linke Wetterseite.

  

Kalksandstein ist ein ohne weiteres gutes Material, aber es nimmt bei entsprechend schlechtem Wetter einiges an Wasser auf. In der Regel wird auf das nasse Mauerwerk außen eine Wärmedämmung aus Schaumkunststoffen oder Mineralwollen aufgebracht anstatt auf. Diese werden dann verputzt oder verklinkert. Von innen erfolgt ein Gipsputz. So ist die Feuchtigkeit des Rohbaus perfekt „eingefangen“. Auf gutes Wetter zu warten bzw. auf wieder ausgetrocknetes Mauerwerk ist nur im Sommer möglich. Das ist zwar nicht immer ein Problem, aber wesentlich häufiger als darüber geredet wird. Eine Folge ist die Schimmelanfälligkeit in den ersten zwei Jahren des Neubaus. Eine andere ist die reduzierte Wirkung der so auch durchfeuchteten Wärmedämmung. Die Energieeinsparung und CO²-Reduktion entspricht nicht der Planung und Genehmigung – eine wenig beachtete Tatsache.

  

Der Holzbau in seinen Varianten ist trocken. Auch bei schlechtem Wetter nehmen diese Konstruktionen weniger Wasser auf als Kalksandstein oder Porenbeton, um zwei Beispiele zu nennen. Diffusionsoffenere Baukonstruktionen als die üblichen, oben genannten trocknen im Fall schneller aus. Schimmel ist kaum möglich, die geplanten Wärmedämmwerte werden von Beginn an erreicht.

  

Bei den heute üblichen Dicken der Wärmedämmungen kann man die Frage stellen ob der Massivbau in Form des klassischen, zweischaligen Maurwerks zeitgemäß ist. Ich bevorzuge entweder vorgefertigte Holzständerkonstruktionen, die komplett mit Wärmedämmung und Fassade auf die Baustelle geliefert und sofort wasserdicht montiert werden (im Bild links sind die Wandelemente noch nicht gedämmt), oder den Steko-Holzmassivbau (mittlere Bildreihe) oder, wenn es Mauerwerk sein soll, gut dämmende porosierte Ziegel mit einschaligen Aufbauten. Ein durchschnittliches Einfamilienhaus kann in Holz innerhalb von einer Woche wetterfest aufgebaut werden. Der Mauerwerksbau mit Betondecken benötigt hierfür einige Wochen.

 

Drei Innenwände

Zur Werkplanung gehört bei mir auch immer ein Bauteilekatalog. Hier werden die Schichtaufbauten bzw. deren Varianten definiert. Darauf basieren die Ausführungspläne und die Kostensteuerung. Bei jedem Projekt gibt es andere Bedingungen. Daher funktioneren „fotokopierte Bauteile“ oder „das machen wir immerso“ selten. Maßschneidern macht die Freunde am Architektenhandwerk aus. Hier zum Beispiel drei Innenwände mit Lehmbaustoffen eines Modernisierungsprojektes:

Altbauwand

Trockenbau für Neubau und Modernisierung

Ständerwand, Leichtlehm, analog zum Fachwerkbau

Mir sind Claytec-Produkte gut bekannt. Sie werden in meiner Nachbarschaft hergestellt (Thema regionale Baustoffe). Es gibt aber natürlich auch andere gute Lehmbauprodukte.

 

Energiesparendes Bauen…

… beginnt bei der Beachtung der Himmelsrichtung und der entsprechenden Sonnenstände. Ein Sonnenstandsdiagramm kann hier entscheidende Eckpfeiler für den Entwurf des Baukörpers geben. Es geht um Wärme und Licht. So wird ein vermeintlich „simpler Anbau“ zu Architektur. Im Beispiel hier wird die Wohnraumerweiterung das bisherige Wohn-Esszimmer verdunkeln. Die Aufgabe ist dies möglichst weit zu reduzieren. Die Zeichnungen sprechen für sich.

  

   

Wenn die Bauform gewählt ist, stellt sich als nächstes die Frage nach der Einfachheit der Konstruktion, um die Kosten im Rahmen zu halten. Kann mit vorgefertigten Wand- und Dachelementen gearbeitet werden? Der Anbau befindet sich hinter dem Haus. Wie kommen sie dahin? Mauerwerk verursacht mehr Baudreck im Garten als eine Holzkonstruktion. Sind Steko-Holzmodule überzeugend? Kann die Außentüre an der Giebelwand angeordnet werden? Dann würde die Schrägverglasung deutlich günstiger?

Bei aller Freude an der Sonne darf der sommerliche Wärmeschutz nicht vergessen werden. Es wird auch die Frage beantwortet werden, wie die hier gewonnen Sonnenwärme dem dahinter liegenden Haus zu Gute kommen kann.

Es sind nicht nur die großen Projekte interessant. Auch „Kleinkram“ will ernst genommen und sorgfälltig bedacht werden. „Kleine feine Räume“ nenne ich das.

 

Austausch von Asbestzementplatten in einer Kirche

Im Zuge von Instandhaltungsmaßnahmen der Kirche wurden die Asbestzementplatten der Geländer des Chores entfernt und durch von uns gestaltete Holzfüllungen ersetzt. Die vorhandene Metallkonstruktion sollte sichtbar erhalten bleiben. Die Handläufe und Brüstungsplatten aus Holz wurden mit Natur-Hartöl behandelt.

  

  

Obwohl die Kirche nicht denkmalgeschützt war, wollten wir den bisher unverfälschten Charakter erhalten. Man sollte meinen, alles sei ursprünglich so gedacht, wie es nun ist. Die ursprünglich Gestaltungsidee, entsprechend ihrer Zeit, wurde gewürdigt und, mit Mitteln des ökologischen Bauens, gleichzeitig von Ihrem gesundheitsgefährdendem Potential befreit.

 

Modernisierung eines 20er-Jahre Hauses

Wieder das Thema Bauen im Bestand: Diesmal freistehend, im Außenbereich. Das bedeutet es besteht zwar Bestandsschutz, darf aber nicht über die Maßen vergrößert / verändert werden.

Themen der Werkplanung sind u.a. die Erneuerung des Dachstuhl incl. Ertüchtigung der darunter liegenden Erdgeschossdecke in Brettsperrholz- bzw. Kreuzlagenbauweise, also Massivholz, Aufdachdämmung mit Holzfaserdämmstoff, Innendämmung als Holzfaser-Dämmung plus Lehmputzen und die Kellerabdichtung mittels mineralischer Abdichtung „Dernoton“. Aktuell wird der Bauantrag bearbeitet.

   
  

Bestand:

 

Modernisierung eines 60er-Jahre Hauses

Bestand modernisieren statt Abriss und Neubau:

Eigentlich wünschten sich die Bauherren einen Neubau im Bauhausstil, doch das Grundstück und seine Lage sind einfach zu überzeugend. Ein Abriss des grundsoliden 60er-Jahre-Hauses wäre wirtschaftlicher und ökologischer Unfug. Also wird das alte Haus in seinem Stil erhalten und die Grundrisse den heutigen Anprüchen gemäß verändert.

Die Gauben bilden mit dem Anbau im Obergeschoss und den beiden Garagen zwar einen Kontrast zum Bestand, die Materialwahl und Farbgestaltung werden dafür sorgen, dass beide Teile ihren Charakter gleichwertig darstellen. Der Bestand ist in Maurerwerk mit Ziegelfassade erstellt, der Neubauteil wird in Holz konstruiert und soll so auch von außen ablesbar sein.

Zur Zeit ist der Bauantrag eingereicht.

 

Solarhaus in Ziegel, Holz, Lehm und Glas

Ein modernes Solarhaus ist eine Synthese aus passiver und aktiver Nutzung von Sonnenenergie. Das beginnt beim Erkennen der Himmelsrichtungen, der Verschattungen in den relevanten Höhen und es endet nicht bei der möglichst einfachen und trotzdem besonders effizienten Haustechnik. Dazu gehört auch die Abstimmung der Stärke Wärmedämung mit den besonnten Fensterflächen, den (Wand-)Heizflächen und der Zonierung der Räume, also dem Gebäudeentwurf.

    
Erdgeschoss                             Obergeschoss

Hier war die Aufgabe oben gesagtes in einer modernen Architektur jenseits der falsch verstandenen Entwürfe „im Bauhaus-Stil“ zu realisieren. Der Vorentwurf zeigt ein luxuriöses Einfamilienhaus mit passiver und aktiver Solarnutzung unter Berücksichtung des sommerlichen Wärmeschutzes. Die Grundbaustoffe sind, wie die Überschrift sagt, Ziegel, Holz, Lehm und Glas .

  

Ostansicht / Südansicht / Westansicht

Bleibt abzuwarten wie der Bauträger das Konzept verkaufen kann, denn zuletzt entscheidet der Bauherr.