Archiv des Autors: olafeu
Neubau einer Klavierbauwerkstatt – Teil 2
Update April 2019: Der Bauherr hat das Projekt eingestellt.
Nach dem positiven Bescheid der Bauvoranfrage konnte die Entwurfsplanung konkret für den Bauantrag ausgearbeitet werden. Dabei gab es für dieses einfache, rein zweckmäßige Gebäude ungewöhnlich viele kleine Stoplersteine aus dem Weg zu räumen. Jetzt ist der Bauantrag genehmigt und die Werkplanung, die Ausschreibung und Vergabe der Arbeiten kann beginnen.
Noch stehen Poroton-Wände in Konkurrenz mit zwei Massivholz-Bausystemen. Die Decke und das Dach werden ohne Beton als Holzkonstruktion gebaut.
Fachwerkscheune – Es beginnt mit der Bauaufnahme
Ein schöner neuer Auftrag: der Umbau einer denkmalgeschützen Fachwerkscheune von 1775 in ein Ferienhaus. Er beginnt mit der Bauaufnahme, also dem Aufmaß und der Dokumentation des baulichen Zustandes.
Ich messe gerne von Hand auf, unterstützt von einer ausführlichen Fotodokumentation. Durch die Auseinandersetzung mit dem Haus bei der Handarbeit lerne ich es intensiver kennen, als mit moderner, Computer gestützter Vermessungstechnik. Letztere ist möglicherweise schneller, was das Maßliche angeht.
Bei einer Baufnahme geht es darum, das Gebäude zu verstehen und Stärken und Schwächen zu erkennen. Da rentiert sich die „gute, alte Handarbeit“.
Bürgerhaus mit Stall aus den 17. Jahrhundert
Gemeinsam mit den Büro „reginaltypische Bauwerke„, Sonja Palmer: Bauaufnahme, Gesamtkonzept, Umbau des ehemaligen Pferdestalls zu Wohnraum.
Nach der Bauaufnahme und Untersuchungen zur Bauforschung ist der aktuelle Stand des Projektes der Abschluss der Entwurfsphase für den Umbau. Zur Zeit arbeiten wir an der Kostenschätzung.
Modernisierung eines 60er-Jahre Hauses – Teil 2
Außen fast fertig, von innen schon bewohnt. Hier vorher-nacher-Bilder:
Wie schon gesagt, war der ursprüngliche Wunsch eigentlich ein Haus im Bauhaus-Stil.
Der nun das Haus prägende, in das Obergeschoss eingeschobene Cubus besteht tatsächlich aus zwei Gauben und einem daran angehängten, freitragenden Anbau über der Garage. Holzbau macht es möglich.
Bauen im Bestand geht auch in Holz
Das Wohnhaus eines Zimmermanns sollte ein Holzhaus sein. Das Grundstück hier ist ein innerstädtisches in einer gewachsenen Struktur. An drei Seiten muss an die Grundstücksgrenze gebaut werden. Entsprechen hoch sind die Anforderungen des Brandschutz. Üblicherweise werden Brandwände in Mauwerk ausgeführt. Hier jedoch wurde die komplette Konstruktion in Holzständerbau ausgeführt.
Architektonisch sollte sich das neue Haus in den vorhandenen Städtebau einpassen und gleichzeitig als Holzhaus erkennbar sein.
Links die Baulücke, rechts das neue Haus mit Holzfassade
Modernisieren einer Altbaudecke
Aus der Werkplanung eines aktuellen Projektes kommt die Antwort einer Frage an meine Lehmbau-FAQs:
Massivbau in Holz
Es ist zwar schon eine Weile her, dass wir dieses und ein weiteres Einfamilienhaus auf zwei nebeneinander liegenden Bauplätzen, gleichzeitig geplant und realisiert haben. Der Holzmassivbau – hier „KLH – Kreuzlagenholz“ – ist aktueller denn je.
Das Planen mit den verleimten Holz-Wand- und -Deckentafeln ist einfach. Die Elemente werden im Werk gefertigt und sind schnell auf der Baustelle aufgebaut. Das trockene Bauen ist besonders im Winter für die Folgegewerke eine Freude, denn die beißende Feuchte des Mauerwerks- und Betonbaus weicht schon im Rohbau der Behaglichkeit des Holzes. Ein Rohbau in dieser Art bietet eine gute Basis für vielfache Eigenleistung.
Kombiniert mit Holzfaserdämmung sind beste Wärmedämmwerte üblich. Die Massivität bringt Schallschutz. Innenseitig bieten sich Lehmbauplatten oder moderne Lehmdünnlagenputze auf Holzfaserplatten an. Hier beispielhaft ein Haus einer Wohnhausgruppe. Wie gesagt, zwei davon wurden in dieser Bausweise erstellt.
Praktisch für die Nutzer eines Massivholz-„Plattenbaus“: Auch wenn es nicht jeden Tag vorkommt, schwere Gegenstände wie z.B. Küchenschränke oder große Kunstwerke lassen sich einfach mittels Holzschrauben ohne Bohren und Dübeln befestigen.
Eine Garage mit Solaranlage
Eine Anekdote aus dem Alltag:
Großes Grundstück, freistehendes Einfamilienhaus (ehemaliges Landarbeiter Haus), freistehende Doppelgarage. Beide Gebäude mit zur Straße giebelständigem Satteldach gleicher Neigung und Deckung. Die Garage ein Neubau, das Haus Bestand. Der Bauantrag seit einigen Wochen eingereicht.
Beim Ortstermin der Herr vom Bauordnungsamt: „Die Garage ist zu groß. Das geht so nicht.“ Architekt: „Wieso, sie ist doch nur 6 x 9 m groß, wie üblich?“ Antwort: „Das Satteldach geht nicht.“ Bauherr: „Auf welcher Grundlage basiert diese Entscheidung?“ Antwort: „Das hat die Baukonferenz entschieden.“ Bauherr: „Verstanden, aber auf welcher Grundlage hat die Konferenz entschieden?“ Antwort: „Das kann ich Ihnen nicht sagen. Es gibt keine. Aber so, wie beantragt, geht es nicht. Denken Sie sich etwas aus.“
Der Architekt hat darauf hin 13 DIN A2 Pläne angefertigt, um den Entwurf mit Satteldach zu begründen. Einige Wochen später erklärte der Herr vom Bauordnungsamt bei einem Telefonat: „Gegen die neuen Gauben im Dach des Hauses können wird nichts machen (ein zweites Thema). Gegen das Satteldach auf der Garage können wir auch nichts machen.“ Man achte auf die Wortwahl! Dennoch: Klasse! Sieg! Aber warten wir ab, bis der schriftliche Bescheid kommt.
Und übrigens, gemäß der Honorarordnung HOAI, an die Architekten ja gesetzlich gebunden sind, wird dieser Mehraufwand nicht honoriert. Nun könnte man sagen, halte Dich doch einfach an die Regeln. Ja, genau das haben Architekt und Bauherr ja nun von Vorne herein getan, denn es geht immer noch um Architektur und nicht nur um „Häuserbauen“ oder Schuhkartons – auch bei einem an sich so banalen Bauvorhaben.
Wohnen im Sonnengarten
Der Entwurf einer Verdichtung aus dem Jahr 2005 für einem sehr großen Blockinnenbereich hatte seine Tücken. Die südlichen Anwohner torpedierten den an mich herangetragenen Wunsch der nördlichen, ihre Grundstücke bebaubar und so verkaufbar zu machen. Die Grundstücke hatten immerhin Größen von rund 1.800 m² – groß genug für eine Teilung. Das Grundstück zur Erschließung wurde seit Jahren von der Stadt vorgehalten. Dabei war die vorgeschlagene Lösung so einfach: im Süden Gärten, im Norden maßvolle Bebauung mit Solarhäusern. In diesem Fall hielt ich das für besser als weitere Landschaft mit Einfamilienhäusern zu zerstören.
Die Entwurfsidee waren lange, schmale Häuser, deren Längsseite zur Sonne orientiert ist und deren Dachflächen komplett für Solarenergie ausgegelegt werden. Im Erdgeschoss sollten sich auf der einen Seite die üblichen Garagen befinden. Auf der anderen Hausseite sollten sich die Erdgeschosse bis zur Grundstückgrenze erweitern (hellgrau dargestellt).
Die öffentliche Erschließung sollte nach landschaftsökologischen Maßstäben gestaltet werden, mit offener Regenentwässerung als „Bach“ für die Kinder in Gummistiefeln. Auch die Lage und Wahl der im Entwurf dargestellten Bäume sind kein Zufall. So sollte um den zentralen Baum im „T“ der Zuwegung eine ringförmige Bank stehen. Es braucht nicht viel, um aus einer Freifläche Außemraum zu schaffen für Nachbarschaft. Verwirklicht wurde dies nicht.
Beauungsplan und gebautes Resultat nach 15 Jahren: